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Märklin Z - Markteinführung 1972
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von Harald Lampke
Zur Markteinführung der Spurweite Z im Jahre 1972 verteilte
Märklin an seine Händler eine als "Goldlok" in Sammlerkreisen
bekannt gewordene Dampflokomotive der Baureihe 89. Diese wurde, so zumindest
meine Vermutung, aus Vorserienmodellen der im Serienprogramm unter der Artikelnummer
8800 produzierten Lok gebaut, denn nicht nur die Verpackung, sondern auch die
Lokomotive weist mehr Abweichungen von der Serienausführung auf, als für ein Werbemodell notwendig gewesen wäre. Somit kann ein Original leicht von
einem aus einem Serienmodell umgebauten Fälschung erkannt werden -
sofern man die von mir ermittelten und weiter unten aufgeführten Unterschiede
auch kennt, denn nicht alle davon sind auf den ersten Blick offensichtlich! |
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Die meisten Modellbahner meinen, dass es sich bei der Lok um ein vergoldetes
Modell handelt. Dies ist falsch, denn in Wirklichkeit handelt es sich um
eine Messinglackierung. Die Irrmeinung scheint wohl daher zu kommen, dass
Märklin auf dem Verpackungsdeckel die Lok als Die erste >>Goldene<< ankündigt
(siehe das Bild weiter unten) - in
Anspielung auf die 1972 in Deutschland stattfindende Olympiade und die dabei zu
vergebenden Goldmedaillen.
Den auf der Packung befindlichen Werbetext möchte ich im folgenden
wiedergeben. Ein Teil davon ist auch auf dem Bild der Verpackung weiter
unten lesbar.
Aufschrift auf dem Deckel
Die erste >>Goldene<<
Text des Faltblattes in großer Schriftart, der sich
nacheinander beim Aufblättern ergibt
Sie ist ein reizvolles Präsent für Sie - und noch einiges mehr:
- sie ist das Symbol für die >>goldene<< Chance 72 -
- sie ist die Sensation, die Sie schon bald anbieten werden -
- der erste Weltrekord des olympischen Jahres -
- die kleinste elektrische Eisenbahn der Welt:
- die MÄRKLIN >>mini-club<<
Auf der Innenseite des linken und rechten Blatts steht zu lesen
An diesem neuen Produkt ist alles chancenreich! Die Zierlichkeit, die
Detailgenauigkeit, das naturgetreue Erlebnis, das es vermittelt, die leichte
Transportmöglichkeit und nicht zuletzt der erstaunlich geringe Platzbedarf. |
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Ein neues Produkt - ein neuer Markt! Es ist der chancenreiche Markt der
Extravaganten, der Freizeitler mit eigenen Ideen, der Älteren und der auf
der Höhe des Lebens. |
Unterhalb der in der Schachtel liegenden Lokomotive steht
Einmalige Sonderanfertigung für unsere Geschäftsfreunde.
Unterscheidung "Goldlok" und Serienmodell
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Ein sehr wichtigstes Kriterium ist die Verpackung.
Diese ist individuell und nur einmalig für das Werbegeschenk herstellt
worden. Bei den Serienlokverpackungen der Jahre 1972 bis 1979 war der Deckel
mit dem Boden verbunden. Diese Packungen werden durch nach hinten klappen des
Deckels geöffnet. Bei der Verpackung des Werbegeschenks hingegen ist der Deckel
separat und wird einfach über den Boden gestülpt.
Als nächstes kommt beim Öffnen das Faltblatt mit dem Werbetext
zum Vorschau, das sorgfältig nach links, rechts, oben und zum Schluss
nach unten aufgeklappt wird. Bei dieser Reihenfolge ergibt der zu
lesende Werbetext den richtigen Sinn (siehe oben). Achten Sie beim
Aufklappen sorgfältig darauf, wohin das jeweilige Blatt aufgeht, um ein
versehentliches Abreißen zu vermeiden.
Die Kunststoffeinlage, in der die Lokomotive liegt, ist mit einer Art grauem Filz beflockt.
Bei den Serienmodellen war dies nur im ersten Produktionsjahr üblich,
danach entfiel die Beflockung. |
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Das Äußere des Gehäuses zeigt zwei Auffälligkeiten, die bei Serienlokomotiven
nur aus dem ersten Produktionsjahr bekannt sind:
- Vor der Führerhausspitze ist die Dampfpfeife zu sehen, beim
Serienmodell fehlt diese.
- Das Schild auf der Führerhausseite, auf dem
bei den Serienloks die Baureihe und Nummer der Lok steht, ist erhaben
ausgeführt, wogegen die Serienloks eine plane Fläche aufweisen.
Möchte jemand eine Lok fälschen, so müsste er bzgl. dieser Merkmale
auf eines der selteneren Modelle aus der ersten Produktion zurückgreifen.
Diese Merkmale sind somit zwar nicht fälschungssicher, aber sie erhöhen die
Wahrscheinlichkeit für ein Original.
Augenfälligster Unterschied ist natürlich die Lackierung.
Es fällt beim Betrachten der Lok auf, wie filigran die Details auf dem
Lokomotivgehäuses trotzt oder gerade wegen der Metalllackierung zum
Vorschein kommen. Bei Fälschungen, die einfach "überlackiert"
sind, dürfte dies nicht der Fall sein.
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Auch das Innere des Gehäuses weicht technisch
in mehreren Punkten ab (oberes Bild):
- Die Spitze des Kessels ist innen mit einer Nut ausgehöhlt, während die Serie massiv ist
und zusätzlich einen Quersteg besitzt. Der Zeck dieser Nut ist mir
nicht bekannt. Ich kann nur vermuten, dass ein Lichtleiter zum oberen
Spitzenlicht ermöglicht werden sollte. Die Nut in der Mitte hingegen ist die
Aussparung für den Entstörkondensator, der aber nur bei den
Serienloks eingebaut wurde.
- Das Ende des Kessels ist stärker und in einer anderen Form
ausgenommen.
- Das Führerhausdach hat links und rechts zwei deutlich vertiefte
Löcher. An diesen Stellen befanden sich wohl die Einlaufkanäle für
den Spritzvorgang.
Im Dezember 2009 teilte mir Herr Klaus Schwinn mit, dass sein
Lokgehäuse die beiden ersten oben genannten Merkmale nicht aufweist,
obwohl es definitiv echt und keine Fälschung ist (siehe unteres Bild).
Damit steht fest, dass für die Produktion mindestens zwei
Varianten des Gehäuses herangezogen wurden.
Warum dies gemacht wurde, darüber lässt sich nur spekulieren:
Die Spritzgussform der ersten Variante könnte nur für eine
Nullserie/Vorserie und/oder die Goldlok und/oder die ersten Serienloks
verwendet worden sein und wurde entweder mittendrin bewusst ausrangiert
oder es gab einen vorzeitigen Werkzeugbruch, denn normalerweise hält eine
Spritzgussform 50.000 bis 100.000 Einschießvorgänge aus, was für alle
Goldloks gelangt hätte. Oder es wurden von Anfang an zwei
Gehäusevarianten ausprobiert und parallel auf mindestens zwei Formen
gespritzt und die Gehäuse für die Goldloks wahllos aus beiden
Produktionen genommen. Oder ... Wer was genaueres darüber weiß, möge
sich bitte bei mir melden!
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Erste Variante des Gehäuses im Vergleich zur Serienausführung
Zweite Variante des Gehäuses, das weder die Nut noch die
ausgeprägtere Form der Aussparung aufweist. Foto: Klaus Schwinn
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Die Zahnräder der ersten und zweiten
Achse sowie die beiden Zwischenzahnräder sind in Messing
ausgeführt. Das Zahnrad der dritten Achse hingegen weist die gleiche
Ausführung wie bei den Serienloks auf.
Dieses Merkmal eignet sich am besten, um schnell ein Originalfahrwerk
von einem "unlizenzierten Nachbau" zu unterscheiden.
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Auf den Einbau des Entstörkondensators
wurde verzichtet. Deshalb fehlen auch die beiden Kontaktfedern
links und rechts des Kondensators, wie auf dem oberen Fahrwerk zu sehen
ist. Der letzte Unterschied, der ebenfalls zur Identifizierung eines
Originalfahrwerks heranziehen lässt, ist das Bürstenpaar. Bei den
Serienloks sind die Metallkontakte aus Kupfer, während sie bei der
Goldlok silberfarben sind (Weißblech?). |
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Nicht nur in Deutschland wurde die Spur Z mit der ersten
>>Goldenen<< beworben. Auch im Ausland wurde mit dem selben Modell,
nur mit Auslandsverpackung, auf Händlersuche gegangen. Aus diesem Grund
existieren, wenn auch in geringerer Zahl, Verpackungen mit englischer,
französischer und schwedischer Sprache. Leider habe ich von diesen noch
keine persönlich in die Hand bekommen, so dass ich Details zum Text, so wie
oben für die deutschsprachige Verpackung zu lesen ist, an dieser Stelle schuldig bleiben muss.
Da ich nun schon wiederholt wegen dem Sammlerwert einer solchen Lokomotive
kontaktiert wurde und dieses Thema von allgemeinem Interesse zu sein scheint,
möchte ich meine Antwort auf diese Frage hier öffentlich wiedergeben. Die von Märklin damals verschenkte Goldlok steht in Koll's Preiskatalog von 1997 mit
600,- DM drinne, umgerechnet also gut 300,- Euro. Trotz erwartetem "Inflationsausgleich"
gehen diese Loks heute bei eBay für genau diese 300,- bis 350,- Euro über den Tisch -
1A-Zustand (auch der Packung) vorausgesetzt. Während früher auf den Modellbahn- und Spielzeugbörsen/Flohmärkten noch gute
Preise zu erzielen waren, sind die Preise für Modellbahnen seit/durch eBay regelrecht in den
Keller gegangen. Der Wert einer Sache ist eben nur noch der, den ein anderer bereit ist zu
zahlen. Wenn man sein rollendes Material oder die Sammlung erweitern will, freut es
einen. Als Geldanlage hingegen ist sowas leider nicht mehr geeignet - also reines
Liebhaberstück. Wenn ich da so an Anfang bis Ende der 80er denke (der Sammlerboom begann
damals und erreichte da auch seinen Höhepunkt), war das noch anders. Auch sollte man
bedenken, dass die Lok damals an sehr viele Händler verschenkt wurde, deren Zahl die von
dem einen oder anderen einmalig aufgelegtem Z-Serienprodukt (MHI/Insider) übersteigt. Etwas
höher dürfte der Erlös für eine 1A erhaltene Lok in einer Auslandsverpackung
sein, ohne jetzt aber einen Preis zu nennen, denn der wäre rein
spekulativ. Sollte jemand mehr wissen als ich - bitte kontaktieren Sie mich! Ich hoffe, ich konnte
allen Interessierten Ihre Fragen zufriedenstellend beantworten. Ich freue mich
auch jedes mal, wenn ich Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen zum Thema
Märklin Z bekommen und mich auszutauschen kann - einfach das Kontaktformular
benutzen.
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